Prominente Unterstützung haben die Vinzenz-Konferenzen und youngcaritas im Erzbistum Paderborn für ihre Petition "Den Durchblick behalten" bekommen: Margot Käßmann, Botschafterin für das Reformationsjubiläum 2017, unterstützte bei einem Besuch einer Delegation aus den Kreisen Paderborn und Höxter in Wittenberg das Anliegen, Menschen mit geringem Einkommen eine Brille zu finanzieren. In einem gut einstündigen Gespräch diskutierte sie mit Vertretern von youngcaritas und Vinzenz-Konferenzen Aspekte einer solidarischen Gesellschaft sowie Fragen der Ökumene. Bei den Besuchern der "Weltausstellung Reformation" in Wittenberg warb die Delegation aus dem Hochstift anschließend um Stimmen für ihre Petition an den Deutschen Bundestag und war auch bei "Martin Luther" erfolgreich: So unterzeichnete Luther-Darsteller Sven Kröber die Aufforderung an den Bundestag, eine Härtefallregelung für Brillen zu schaffen - was Linda Kaiser von der youngcaritas im Erzbistum Paderborn besonders freute: "Schließlich hat sich Luther schon zu seinen Lebzeiten dafür eingesetzt, dass alle Menschen lesen können. Und ohne passende Brille ist dies leider auch heute nicht für alle Menschen möglich."
Die sozialgesetzlich abgesicherte Finanzierung von Brillen für Menschen mit kleinem Einkommen ist Gegenstand der Petition "Den Durchblick behalten". Initiiert wurde die Petition durch die Vinzenz-Konferenzen und youngcaritas im Erzbistum Paderborn. Sie erfährt aber längst bundesweite Unterstützung. "Im Rahmen ehrenamtlicher Besuchsdienste haben wir miterlebt, wie schwierig die Finanzierung einer Brille für Menschen mit wenig Einkommen ist und welche schwerwiegenden Folgen sich daraus für die betroffenen Menschen ergeben können", erklärt Matthias Krieg von den Vinzenz-Konferenzen. Ältere Menschen, die ständig stürzen, Arbeitslose, die mangels einer Brille keinen neuen Job annehmen können, oder Menschen, die sich nicht gefahrlos im Straßenverkehr bewegen können - die Liste der schwerwiegenden Beeinträchtigungen ist lang.
Denn volljährige gesetzlich Krankenversicherte, die eine Brille benötigen, hatten bisher gar keinen Anspruch auf Unterstützung für den Kauf einer Sehhilfe. Im Februar wurde zwar mit dem Gesetz zur Stärkung der Heil- und Hilfsmittelversorgung (HHVG) festgelegt, dass bei einer Sehstärke ab sechs Dioptrien und bei einer Hornhautverkrümmung bei über vier Dioptrien die Brille von der Krankenkasse gezahlt wird. "Es besteht aber weiterhin Handlungsbedarf", sagt Linda Kaiser. "Denn damit sind noch immer viele Brillenträger ausgeschlossen. Und Brillen sind in der Regel nicht - wie manchmal angenommen - zum Nulltarif zu haben." Die Kosten können viele nicht aufbringen. "Eine Brille ist von grundlegender Bedeutung, damit ein Mensch ungefährdet am gesellschaftlichen Leben teilhaben kann", sagt Linda Kaiser. "Der Staat kommt somit seiner Verantwortung für die lebensnotwendige Unterstützung bedürftiger Menschen nicht nach."
Unterschriften für die Petition werden bis zum 29. September, also bis kurz nach der Bundestagswahl gesammelt und anschließend an den neu konstituierten Bundestag übergeben. Die Möglichkeit zur Online-Unterschrift und weitere Informationen gibt es unter www.dendurchblickbehalten.de.