Mit über 7.700 Mitgliedern ist die Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement (GPM) das größte Kompetenznetzwerk von Projektmanagement-Experten in Europa. Gemeinsam mit der GPM hat der Diözesan-Caritasverband jetzt eine Fachveranstaltung in Paderborn organisiert. Im Mittelpunkt stand die Frage, inwieweit Projektmanagement auch für Integrationsprojekte geeignet ist. Dazu hat die GPM eine klare Meinung: "Wenn Menschen ihre Fähigkeiten und Stärken einbringen, um planvoll zusammenzuarbeiten, können sie Großes erreichen. Immer häufiger geschieht dies in Form von Projekten. In einer Welt, die immer komplexer, vernetzter, unsicherer und dynamischer wird, kann dieser Anteil nur zunehmen. Denn Projektmanagement ist besonders geeignet, solchen Entwicklungen gerecht zu werden. Deshalb ist die GPM davon überzeugt, dass Projekte in allen Bereichen des Lebens an Bedeutung gewinnen werden: Projekte machen Zukunft", heißt es im Leitbild der Gesellschaft.
Claudia Jahnke, Senior-Projektmanagerin aus Berlin, stellte bei der Veranstaltung das GPM-Flüchtlingsprojekt vor, in dem erfahrene Projektmanager ein Projekthandbuch für die kommunale Flüchtlingshilfe entwickelt haben. Das Handbuch richtet sich an die Helfer der Kommunen, Kreise und Städte die mit Flüchtlingshilfeaufgaben betraut sind. Das Dokument soll Unterstützung bieten und die Arbeit strukturieren. "Wir müssen weg vom ´ad-hoc-Brände löschen` hin zu geplantem und nachhaltigem Handeln", so Frau Jahnke. Projektmanagement helfe bei der Strukturierung komplexer Herausforderungen und mache diese handhabbar. Es unterstütze sowohl das operative als auch das strategische Handeln. Auch für die Caritas sei dieses Handbuch ein wichtiger Instrumentenkoffer, weil anhand gezielter Projektmanagementmethoden die Zusammenarbeit von Kommunen, Wohlfahrtspflege, ehrenamtlichen Initiativen und anderen Organisationen optimiert werden könne.
Irina Förster und Christoph Eikenbusch vom Diözesan-Caritasverband präsentierten das neue Online-Wissenstool für Ehrenamtliche "EhrPort".Eikenbusch: "Gerade Ehrenamtliche haben ein hohes regionales Insiderwissen, das Flüchtlingen bei der gesellschaftlichen Integration helfen kann." Bei der Entwicklung dieser Internetseite wurden die Projektmanagementmethoden stringent eingesetzt und neue Formen von Kooperationen weiterentwickelt. So kooperieren im Rahmen der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen mehrere Akteure: die Firma BBL-Software (Borchen), die Flüchtlingsinitiative "Büren ist bunt", der Diözesan-Caritasverband, die Caritasverbände in Büren und Hagen sowie die Fachhochschule der Wirtschaft in Paderborn.
Die Versorgung unbegleiteter Flüchtlinge stand im Mittelpunkt eines Praxisberichtes von Stefan Opitz, Gesellschaft für Beratung sozialer Innovation und Informationstechnologie (GE-BIT). Anhand konkreter Beispiele war bei seinem Bericht nachvollziehbar, vor welchen Herausforderungen die Integrationsarbeit noch steht. Wenn beispielsweise in Afghanistan allein 39 Sprachen mit je verschiedenen Dialekten gesprochen werden, ist nachvollziehbar, dass an die Deutsch-Integrationskurse besondere Herausforderungen gerichtet sind. Ein großes Problem ist, wenn unbegleitete Flüchtlinge aufgrund ihres Alters nicht mehr durch die Förderinstrumente der Jugendhilfe unterstützt werden können. Vielfach sind dann die jungen Menschen auf sich allein gestellt. Insbesondere an den Schnittstellen zwischen Leistungssystemen und Rechtskreisen steigen dann die Anforderungen an ein gutes Projektmanagement.