Nutzten den Josefstag zum Dialog Fehima Allahib und Mamadou Diallou (beide Azubis, die als Flüchtlinge nach Deutschland kamen), Norbert Keuter (REWE Salzkotten), Daniela Beckmann (REWE Group), Dr. Carsten Linnemann MdB, Domkapitular Dr. Thomas Witt (Diözesan-Caritasverband), Carolin Henrich (Ehrenamtlich im Projekt BonVIA) Foto: cpd/Sauer
Die Integration von jungen Menschen in den Arbeitsmarkt kann manchmal an ganz banalen Dingen scheitern: Zum Beispiel, wenn Grundschulen morgens so spät öffnen, dass junge Mütter, die eine Ausbildung absolvieren möchten, diese nicht antreten können, weil sie morgens erst ihr Kind zur Schule bringen müssen. Derartige Praxiserfahrungen kommen beim so genannten Josefstag zur Sprache. Ziel dieses Aktionstages der katholischen Jugendberufshilfe ist es, junge Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen Hilfe auf dem Weg ins Berufsleben brauchen, zu Wort kommen zu lassen - und dies vor Vertretern aus Politik und Kirche. Der Josefstag wird rund um den 19. März begangen, dem Festtag des Heiligen. Im Erzbistum Paderborn fanden in diesem Jahr Veranstaltungen in Dortmund, Hagen und Paderborn statt.
In der Bischofsstadt organisierten das IN VIA St. Lioba Berufsförderzentrum und IN VIA Paderborn e. V. eine Dialogveranstaltung, bei der Teilnehmer(innen) von aktuellen Fördermaßnahmen mit heimischen Politikern ins Gespräch kamen. Mit dabei waren Dr. Carsten Linnemann MdB, Daniel Sieveke, MdL Sigrid Beer MdL und der stellvertretende Landrat Vinzenz Heggen. Von Seiten der katholischen Kirche nahmen der Vorsitzende des Diözesan-Caritasverbandes, Domkapitular Dr. Thomas Witt, sowie Pfarrer Thomas Stolz, Leiter des Pastoralverbundes Paderborn Nord-Ost-West teil.
Im "Rotationsverfahren" trafen die Teilnehmer beispielsweise auf junge Flüchtlinge, die zurzeit eine Ausbildung absolvieren und dabei die internationale Klasse BonVIA am Paderborner Gregor-Mendel-Berufskolleg besuchen. So wie die junge Syrerin Fehima Allahib, die im REWE-Markt Salzkotten zur Einzelhandelskauffrau ausgebildet wird. Marktleiter Norbert Keuter fungiert für die junge Frau als "Lotse". Berufliche Integration von Flüchtlingen ist für ihn eine Selbstverständlichkeit. Es sei egal, woher die jungen Leute kämen. "Hauptsache, sie sind motiviert."
Dass Motivation allein für die berufliche Integration nicht ausreicht, sondern viele Akteure an einem Strang ziehen müssen, wurde auch bei anderen Fördermaßnahmen deutlich. Etwa in der Teilzeitausbildung, die Cassandra Perry bei der Bäckerei Goeken backen GmbH absolviert. Das Bäckerei-Unternehmen und IN VIA Paderborn haben der jungen Mutter ein passgenaues Angebot geschaffen. Allerdings müssen noch weitere Rahmenbedingungen verbessert werden. Ein riesiges Problem stellt die Kinderbetreuung dar. Kita-Öffnungszeiten seien inzwischen ausgeweitet, was fehlt, sind Grundschulen, die ihrerseits bei den "Öffnungszeiten" flexibel reagieren.
Arbeit bietet nicht nur persönliche Wertschätzung, sondern ermöglicht erst gesellschaftliche Teilhabe. Benachteiligte junge Menschen schaffen dies manchmal nur über besondere Zugänge. Etwa in Form der Beschäftigung in besonderen sozialen Unternehmen wie der gemeinnützigen AllerHand Arbeit GmbH, die in Paderborn u. a. in verschiedenen Flüchtlingsunterkünften für die Essensausgabe sorgt. "In unserem Hochtechnologie-Land brauchen wir diesen zweiten Arbeitsmarkt", betont Ludger Lamping, Leiter des IN VIA St. Lioba Berufsförderzentrums.