Die historischen Wurzeln reichen zurück bis zum Paderborner Waisenhaus, dass 1770 gegründet wurde. Seit 2006 ist das Bonny5 in der Trägerschaft der Jugendhilfe im Erzbistum Paderborn gGmbH
Bonny5: Kinder und Jugendliche können hier ihren ganz individuellen Tagesablauf gestalten, Freundschaften schließen, Konflikte austragen, lernen und sich entwickeln.(Foto: Jugendhilfe im Erzbistum Paderborn)
Welche Rolle spielen Hoffnung und Zuversicht in diesem Kontext? Einrichtungsleitung Claudia Englisch-Grothe, Pädagogin und seelsorgliche Begleiterin Katharina Lenze und die Medienpädagogin Wiebke Mikus haben darauf im Gespräch eine klare Antwort: Hoffnung und Zuversicht sind in ihrer Arbeit jeden Tag präsent. Dabei geht es in ihrer Arbeit nicht um wundersame Wendungen oder große Entwicklungssprünge. Für die meisten Kinder- und Jugendlichen, die einige Zeit im Bonny5 verbringen, ist es viel mehr die Normalität, die Veränderung möglich macht.
Viel Normalität und Alltag schaffen Chancen
Auf die Frage nach ihrem Arbeitsalltag müssen alle Gesprächspartnerinnen schmunzeln. Denn den einen prototypischen Tagesablauf gibt es nicht. "Unsere Arbeit lebt von Abwechslung. Mal gehe ich mit einem Kind ein Fahrrad kaufen, mal begleiten wir eine Gruppe zum Sport und ein andermal kochen wir gemeinsam" beschreibt Katharina Lenze ihren beruflichen Alltag im Bonny5. Wiebke Mikus ergänzt: "Wir schaffen für die Kinder und Jugendlichen hier viel Normalität. Sie haben einen ganz individuellen Tagesablauf, zu dem der Austausch mit den anderen Kindern und Jugendlichen genau so gehört wie die Schule oder Sport." Genau diese Normalität ist es, die vielen Kinder und Jugendliche im Bonny5 teilweise zum ersten begegnet. Andere kennen diese Normalität von zu Hause, haben sie dort jedoch schon lange nicht mehr erlebt. "Im Grunde bieten wir den Kindern das, was sie auch in einer Familie erleben. Wir haben nur eben 104 familiären Alltag" erklärt Claudia Englisch-Grothe schmunzelnd.
Die Arbeit in der Jugendhilfe, das wird im Gespräch schnell klar, ist vieles, aber ganz sicher nicht langweilig. Jede der Mitarbeiterinnen erinnert sich an zahlreiche Erlebnisse, die von bewegend bis anstrengend reichen. Immer wieder kommen beispielsweise junge Erwachsene, die einige Zeit im Bonny5 verbracht haben, vorbei und suchen den Kontakt zum Team. Dazu gehören auch junge Menschen, die die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihrer Wohngruppe während ihrer Zeit im Bonny5 mehr als einmal auf die Probe gestellt haben. Ein junger Mann, der es dem Team wirklich schwer gemacht hatte, kam Jahre später zurück um sich für die Begleitung zu bedanken. Andere junge Menschen haben fast ihre gesamte Kindheit im Bonny5 erlebt und halten den Kontakt über Jahre hinweg aufrecht.
Zuversicht entsteht aus der Begeisterung fürs Leben
Solche Erlebnisse sind natürlich Kraftquellen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bonny5. Dennoch gibt es in ihrem Arbeitsalltag immer wieder Situationen, die jede und jeden Einzelnen Kraft und Nerven kosten. Angebote wie Supervision, seelsorgliche Begleitung und psychologische Beratung helfen dabei, Erlebnisse und Stress zu verarbeiten. Doch diese Unterstützungsangebote erklären nicht, warum Claudia Englisch-Grothe und ihre Kolleginnen und Kollegen seit vielen Jahren im Bonny5 arbeiten.
Auf die Frage, warum sie ihren Beruf gerne machen, folgen faszinierende Antworten. Wiebke Mikus betont die Abwechslung und Vielfalt, die sie in ihrem Beruf erlebt. Kein Tag gleicht dem anderen, für Überraschungen und Herausforderungen ist immer gesorgt. Das macht es auch nach Jahren der Arbeit spannend. Katharina Lenze betont vor allem die Möglichkeit, Kindern Jugendliche und ihre Eltern auf ihrem Weg zu unterstützen. Die Möglichkeit, wirklich etwas zu verändern und eine nachhaltige Wirkung zu erzielen, ist für sie eine entscheiden Motivation. Claudia Englisch-Grothe bringt ihre Motivation in einem Satz auf den Punkt, dem alle spontan zustimmen: "Ich habe Lust darauf, Leben zu gestalten."
Genau darum geht es im Bonny5. Leben zu gestalten, Türen zu öffnen und Kinder, Jugendliche und ihre Eltern in schwierigen Situationen zu begleiten. Auf der Website des Bonny5 heißt es: "Im Mittelpunkt unserer Arbeit steht der Mensch in der jeweiligen Lebenssituation mit seinen individuellen und elementaren Bedürfnissen."
Diese nüchterne Formulierung, das wird im Gespräch deutlich, wird in den Räumen des Bonny5 mit Leben gefüllt. Kinder und Jugendliche können hier ihren ganz individuellen Tagesablauf gestalten, Freundschaften schließen, Konflikte austragen, lernen und sich entwickeln. Hier entsteht Normalität. Und aus dieser Normalität erwachsen Hoffnung und Zuversicht. Und all das dank des Engagements von Menschen, die Lust darauf haben, das Leben zu gestalten.